Prosa-Edda - Skaldskäparmal - Menja und Fenja
Skaldskäparmal - Menja und Fenja
63. Menja und Fenja
Skiöld hieß ein Sohn Odins, von dem die Skiöldunge stammen. Er hatte Sitz
und Herrschaft in den Landen, die nun Dänemark heißen; aber damals hießen sie
Gotland. Skiöld hatte einen Sohn Fridleif genannt, der nach ihm die Lande
beherrschte. Fridleifs Sohn hieß Frodi, der nach seinem Vater das Königtum
überkam. Das war in der Zeit, da Kaiser Augustus in der ganzen Welt Frieden
stiftete und Christus geboren ward, und weil Frodi der mächtigste aller Könige
in den Nordlanden war, ward ihm dieser Friede in der däni schen Zunge beigelegt
und die Nordmänner nannten ihn Frodis Frieden. Niemand schädigte da den anderen,
wenn er auch seines Vaters oder Bruders Mörder getroffen hätte, los oder
gebunden. Da war auch kein Dieb oder Räuber, so daß ein Goldring lange Zeit
unberührt auf der Jalangersheide lag. König Frodi sandte Boten nach Swithiod zu
dem König, der Fiölnir hieß, und ließ da zwei Mägde kaufen, die Fenja und Menja
hießen und sehr groß und stark waren. In dieser Zeit gab es in Dänemark zwei so
große Mühlsteine, daß niemand stark genug war, sie umzudrehen. Diese Mühlsteine
hatten die Eigenschaft, daß sie mahlten, was der Müller wollte. Die Mühle hieß
Grotti, der Mann aber, der dem König Frodi die Mühle gab, wurde Hengikiöpt
genannt. König Frodi ließ die Mägde in die Mühle führen und gebot ihnen, ihm
Gold, Frieden und Frodis Glück zu mahlen. Er gestattete ihnen nicht länger Ruhe,
als der Kuckuck schwieg oder ein Lied gesungen werden mochte. Da sollen sie das
Lied gesungen haben, das Grottenlied heißt, und ehe sie von dem Gesänge ließen,
mahlten sie dem König ein Heer, so daß in der Nacht ein Seekönig kam, Mysing
genannt, welcher den Frodi tötete und große Beute machte. Damit war prodis
Friede zu Ende. Mysing nahm die Mühle mit sich und so auch Fenja und Menja, und
befahl ihnen, Salz zu mahlen. Und um Mitternacht fragten sie Mysing, ob er Salz
genug habe? und er gebot ihnen fortzumahlen. Sie mahlten noch eine kurze Frist,
da sank das Schiff unter. Im Meer aber entstand nun ein Schlund, da wo die See
durch das Mühlsteinloch fallt. Auch ist seitdem die See gesalzen.
Die Snorri Edda in der Übersetzung von Karl Simrock.
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