Was sind Mythen
Ihre Bedeutung für Asatru Heute
Der Mensch liebt es Geschichten zu erzählen. Bei den Mythen handelt es sich aber um besondere Geschichten, die uns eine emotionale Anbindung an das Erzählte ermöglichen.
Unsere heutige Vorstellung von Mythen
Der Begriff Mythos wird heute gerne verwendet. Wie etwa der Mythos Elvis Presley oder der Mythos Bernsteinzimmer. Es sind Personen, Dinger oder Ereignisse, die über sich hinausgewachsen sind und Menschen tiefer ansprechen. Diese Tiefe ist nicht mehr rein objektiv nachvollziehbar und ist oft sehr emotional aufgeladen und subjektiv. Die Mythen der nordisch-germanischen Mythologie enthält eine besondere Kraft, da sie über die Götter berichten.
Woher kommen Mythen?
Die Mythen sind dem
Bedürfnis erwachsen, dass man den Göttern begegnen wollte und den Fragen
nach dem woher kommen wir, wohin gehen wir und warum sind wir hier.
Menschen haben versucht dies in Worte zu erfassen und sie wurden weiter
erzählt (mündlich weitergegeben).
Dabei orientieren sich Mythen daran, dass sie Bedeutung für die Menschen
haben und in Ihnen spiegeln sich auch die unterschiedlichen
Vorstellungen der Menschen wieder.
So sind Mythen im Wandel, es entstehen neue, es vergehen alte, die ihre
Bedeutung verloren haben. Allen gemein ist, dass sie sich an die
Lebensumstände der Menschen anpassen und in einen dem Zuhörer
verständlichen weise ausdrücken.
Heute müssen wir eine Brücke über 800 Jahre bauen, um die nordisch-germanischen Mythen, für
uns zum Sprechen zu bringen. Das ist die Zeit, in der viele der Mythen
aufgezeichnet wurden.
Das Problem mit der Niederschrift von Mythen
In dem man Mythen niederschreibt wird ihre Entwicklung zu einem bestimmten Moment festgehalten, dies steht eine weiteren Entwicklung aber im Wege. Es wird eine bestimmte Form, als die wahre Darstellung der Mythen gesehen. Wahr ist ein Mythos nur solange er Menschen es erlaubt die Nähe zu den Göttern und die Bedeutung ihrer Handlungen zu erfahren.
Was ist ein wahrer Mythos?
Mythen erzählen auch nie die Wahrheit, sondern eine Wahrheit die man nur emotional ergründen und erfahren kann. Damit trifft ein Mythos auch nie universelle Aussagen, sondern subjektive, die in der Sprache der Gefühle einen ansprechen oder nicht. Es sind Metaphern und damit bildhafte Ausdrücke, die der Mythos verwendet. Wenn jemand etwa sagt, du bist ein Bär ist das eine Metapher. Er meint damit nicht das man in den Zoo gehört, sondern es kann eine Umschreibung für Stärke oder eine Vorliebe für Honig sein. Den Beinamen Bär bekam ich nämlich von einem Freund für diese Vorliebe für Honig. Jemand, der diesen Zusammenhag nicht kennt, könnte annehmen, dass es sich auf meine Stärke, Größe und Schulterbreite beziehen könnte, wenn man mich sieht. Ist das eine wahrer als das andere? Beides kann wahr sein für den Betrachter.
Die wissenschaftliche Betrachtung von Mythen
Die Wissenschaft hat in ganz unterschiedlichen Fachbereichen wie z. Bsp. Ethnologie, vergleichende Religionswissenschaften, Geschichte versucht sich dem Mythos anzunähern. Dies sind alles wichtige Beiträge, aber sie gehen doch am Kern vorbei. Der Mythos lebt und er muß erlebt werden um ihn zu verstehen. Man kann ein Leben lang darüber forscchen, wie sich Alkohol auf den Körper auswirkt und alles darüber wissen. Jedoch wird man nie fühlen und erleben was es bedeutet zu trinken und wie ein Single Malt Whiskey schmeckt. Einer der trinkt muss auch nichts darüber wissen. Er erfährt die Folgen direkt und unmittelbar. Er erlebt es. So ist es auch für einen Gläubigen, er erfährt die Gegenwart der Asen und Wanen und ihre Handlungen in der Erzählung.
Wie erzählen Mythen?
Die Sprache der Mythen ist eine emotionale. Sie bauen eine Bindung auf und stellen die Gegenwart zu den Göttern und den Ereignissen her.
Die mythische Zeit
Es geht in den Mythen nicht um gestern oder Heute, sondern um die Bedeutung der Ereignisse und die Begegnung mit den Göttern. Diese Ereignisse werden gegenwärtig und haben auch Bedeutung im hier und jetzt. Sie sind eine Brücke zu den Göttern und heben auch hervor wie und warum Dinge geschehen, weil die Götter sie ins Leben gerufen haben.
Die zyklische Zeit
Die mythische Zeit wird
gerne auch als zyklische Zeit beschrieben im Gegensatz zu der heute
vorherrschenden linearen Vorstellung von Zeit. Linear bedeutet, dass
alles an einer Perlenkette aufgereiht ist und vergangenes als Fakten
vorhanden ist, die unveränderlich sind. Im Gegensatz würde sich in der
zyklische Vorstellung Ereignisse immer wiederholen. Die mythische Zeit
lässt sich aber mit beiden Modellen ungenügend beschreiben, da es die
Zeit der Götter ist und Mythen einen immer wieder die Gegenwart des
Ereignisses erleben lassen. Die Bedeutung liegt nicht in dem Wann,
sondern in dem Was geschieht. So hat das Ereignis im Mythos für uns
heute und jetzt Bedeutung. Die Zeit hat nur in einer Hinsicht Bedeutung,
dass es geschehen ist und immer noch geschieht. Man kann es am ehesten
in der englischen Zeitform des Past Perfect erläutern. Etwas, dass in
der Vergangenheit begonnen hat aber noch immer anhält. Ich liebe meine
Freundin ist ein Ereignis, das seine Ursache in der Vergangenheit hat,
noch Heute von Bedeutung ist und auch in Zukunft anhalten wird. So ist
es immer gegenwärtig. Durch besondere Ereignisse kann es von besonderer
Bedeutung sein, wie du hast unseren Jahrestag vergessen. Es ist aber
immer gegenwärtig.
Die mythische Zeit ist die gegenwärtige Zeit. Das hier und jetzt und in
allen Zeiten von Bedeutung ist.
Herausforderung für Asatru heute
Als Asatru leben wir
mit den Göttern, dabei können uns die Mythen eine wertvolle Hilfe sein.
Sie können uns inspirieren, wie man es auch in Gedichten und Liedern zum
Ausdruck kommt, die heute von Asatru geschrieben werden. Mythen eröffnen
und einen direkten und unmittelbaren Zugang zu den Göttern. Es ist aber
nur einer von vielen Möglichkeiten
den nordisch-germanischen Göttern zu begegnen.
Wir dürfen nur nicht vergessen, dass sie von Menschen niedergeschrieben
wurden. Wir müssen den Mut haben müssen Mythen, die von uns von
Bedeutung sind weiterzuerzählen, sie auch in unserer heutigen Sprache
auszudrücken und Mythen hinter uns zu lassen, die für uns heute keine
Bedeutung mehr haben. Heute leben wir mit den Göttern und wir werden
auch dieses Leben in Worte fassen und die Geschichten über die Götter,
die eine tiefere Bedeutung haben können zu unseren neuen Mythen werden.
So kann altes und neues sich ergänzen und Teil unseres lebendigen
Glaubens an die nordisch-germanischen Götter sein. So können wir
unseren Kindern unsere lebendigen Mythen erzählen und unseren Glauben
ihnen nahe bringen.