Friggas Herdfeuer - Lebendige Mythen . Asatru Ring Midgard



Friggas Herdfeuer
Lebendige Mythen - Ein Weg zu den Göttern

Eine Geschichte beginnt immer mit es war einmal,
nur diese nicht, denn sie ist ein lebendiger Mythos.

Der Wind trug ein Schluchzen an ihr Ohr. Sie hielt inne, hörte genauer hin. Da war es wieder. Es kam von dem Punkt unter ihr. Die Schwingen zog sie ein, verlagerte den Schwerpunkt und stürzte dem Boden entgegen. Immer schneller und schneller flog sie, der Punkt wuchs und wurde eine Hütte. Kurz vor dem Boden breitete sie die Schwingen weit aus, an den Federn zerrte der Wind. Eine Böe erfasste sie, wirbelte sie herum. Hart kommt sie auf dem Boden auf. Die Falkin sträubte ihr Gefieder, die Federn schwanden und verwandeln sich in eine kauernde Frau. Frigga erhob sich, strich den Mantel glatt, zupfte sich noch eine Feder aus dem Haar. Die Feder wird vom Wind ergriffen, der sie hochwirbelt und davon trägt.

Sanft aber bestimmt klopfte sie an die Tür. Das Schluchzen hörte auf und es waren Schritte zu hören. Die Tür ging einen Spalt auf und ein Blondschopf streckte ihren Kopf heraus. Tränen liefen die Wangen herab, die Augen ganz rot.
Frigga zog aus ihrer Gürteltasche ein Taschentusch und bot es dem Mädchen an. Das Mädchen streckte zaghaft die Hand aus.
„Ich bin Frigga und bin gekommen, weil ich dein Weinen gehört habe.“ Zu spät, schoss es ihr durch den Kopf, schon war der Name ausgesprochen. Mein Gatte hätte sicher kein Problem sich als ein Anderer auszugeben. Mir fehlt einfach die Übung in solchen Dingen. Ihr Gedankengang wurde unterbrochen, als die Kleine in das Taschentuch schnäuzte. Sie blickte die Kleine lächelnd an:
„Was ist denn passiert, Anna?
„Woher kennst Du denn meinen Namen?“
„Oh, du siehst nach einer Anna aus. Was liegt dir denn nun auf dem Herzen?“
„Das Feuer!“
„Es ist doch kein Feuer ausgebrochen.“ Frigga blickte über den Kopf des Mädchens hinweg in das Halbdunkel, es war keine Lichtquelle zu entdecken.
„Das ist es ja“, sagte die Kleine.
„Ah, da kann ich dir helfen.“
Sie streichelte die Wange der Kleinen und wie selbstverständlich ging sie mit ihr nach Drinnen. Frigga hielt eine Hand über die Feuerstelle und spürte die Wärme. Es war aber keine Glut zu sehen. Mit etwas trockenem Stroh machte sie ein Nest in der Feuerstelle, zerrieb etwas Moos zwischen den Fingern. Es fielen einige Funken aus ihren Fingern die gierig das Stroh entzündeten. Bald brannte ein munteres Feuerchen.
„Kein Grund mehr zu weinen, alles ist wieder gut. Was ist denn passiert?“
Ein Wind fuhr durch das Haus, so dass es ihr kalt den Rücken runter lief. Sie nahm Anna unter ihren Mantel um sie zu wärmen. Nachdem das Feuer hoch aufgeflammt war erstarb es von Winde ausgeblasen.
„Da scheint sich jemand einen Spaß zu machen, ein Frostriese, der anderen einen schweren Tag macht. Komm mit Anna wir machen einen Ausflug.“
Sie nahm Anna auf den Arm, hüllte sie in den Mantel und eilte in schnellen Schritten zur Regenbogenbrücke. Geborgen in Friggas Armen schlief Anna ein. Aus dem Nebel erhob sich die Brücke und strahlte in allen Farben. Federndes Schrittes erklom Frigga den Regenbogen. Heimdal stellte sich ihr in den Weg.
„Es war mir als hörte ich zwei Herzen, werte Frigga.“
„Deine Ohren haben dich nicht getäuscht.“ Sie schlug den Mantel zur Seite und da lag Anna, die von der ganzen Aufregung erschöpft eingeschlafen war.
„Na dann holde Dame will ich dir nicht länger im Wege stehen. Es sei denn ich kann dir zu Diensten sein?“
„Nichts ist wichtiger als deine Wache an der Brücke.“
Sie eilte davon in ihre Halle und wählte den Hintereingang durch den Kräutergarten, um ungesehen zur Küche zu gelangen. Sie schlüpfte durch die Tür, setzte die schlafende Anna auf dem Tisch ab. Das Feuer prasselte, darüber blubberte eine Suppe im Topf. Ihr Blick wanderte suchend durch das Regal bis sie einen kleinen Topf mit Henkel fand. Mit der Hilfe einer Zange bugsierte sie einige brennende Holzscheite aus dem Feuer da hinein. In den rechten Arm nahm sie wieder Anna mit und mit der Linken den Topf. So beladen kam sie an Heimdal vorbei. Doch sein Hilfsangebot lehnte sie mit einem Lächeln ab. Hinabgestiegen war sie erst die Hälfte der Regenbogenbrücke, da kam ein eisiger Wind auf, der einem die Haare am Kopf festfrieren ließ. Das Feuer im Topf wurde kleiner und kleiner bis auch das letzte Flämmchen
ausging. Wut stieg in ihr auf und sie machte auf der Stelle kehrt und stürmte an dem verblüfften Heimdal vorbei. Ihr Weg führte sie zu Thors Halle. Von Ferne kündete schon das Hämmern, dass der Hausherr anwesend war. Mit einem heißen Eisen und dem Hammer in der Hand traf sie Thor.
„Was kann ich für dich tun, Schwester?“
Wie immer kam Thor gleich auf den Punkt, eine Eigenschaft die sie Odin wohl nie beibringen könnte.
„Ich möchte etwas von deinem Schmiedefeuer.“
„Was mein ist, ist auch dein, Frigga.“
„Da ist noch etwas, ich brauche deinen Hammerschlag.“
„Wie bist Du denn zu dem Kind gekommen?“
„Es war der Wind.“
Thor lachte schallend. „Ja so kommt Frau zu Kindern, Odin färbt auf dich ab.“
Wieder setzte sie Anna ab und Thor nahm sie auf den Arm. Frigga suchte ein paar faustgroße Steine und brachte sie zu Thor.
„Bitte schlag sie mir entzwei.“
Das leichte Klopfen des Hammers ließ Funken fliegen. Die Steine zerbrachen. Frigga stecke die Bruchsteine in ihre Tasche
„Wir wollen die Kleine nicht aufwecken.“ Thor wiegte Anna leicht im Arm. Mit der anderen Hand reichte er ihr den Topf. Der Boden war vom Feuer rotglühend. Frigga nahm Topf und Kind und machte sich auf den Weg.
„Soll ich nicht lieber mitkommen?“, fragte Thor.
„Danke dir Thor, aber das regele ich lieber alleine.“
Wieder eilte Frigga an Heimdal vorbei und es kam erneut der eiseskalte Wind auf. Als dieser jedoch den rotglühenden Boden der Topfes berührte, jaulte der Wind auf und erstarb. Frigga lächelte. Recht geschieht dir das, wer Wind schickt kann sich leicht die Finger verbrennen.
Kurze Zeit später kamen sie in der Hütte an und Frigga setzte die Kleine ab. Gähnend streckte diese sich und rieb sich die Augen. Frigga schüttete die glühenden Kohlen aus dem Topf in das Feuer.
„So das wird munter brennen, aber das hier wird dir immer Feuer schenken.“
Mit diesen Worten reichte sie der Kleinen die Steine. Sie schlug sie aufeinander und es sprangen die Funken, wie vom Thorshammer.
„Wann immer du Feuer brauchst schlag diese Steine aufeinander und du wirst immer Friggas Herdfeuer haben.“
Als die Eltern von der Arbeit nachhause kamen, fanden sie ihre Tochter schlafend unter Friggas Mantel. Sie träumte von Asgard und hielt ein paar der Steine in ihren Händen. Von diesem Tage an brannte immer ein Feuer in ihrem Heim.

Michael Schütz

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