Die Götter pflegen viele Beziehungen unter sich - und mit uns


Die Gemeinschaft der Götter

Die nordisch-germanischen Götter

Michael Schütz

Jeden Tag treffen sich die Götter am Fuße von Yggdrasil zum Thing. Dort wird Rat gehalten und gemeinsam kommen sie zu einer Übereinkunft über die anstehenden Herausforderungen. Jeder unter Ihnen hat eine Stimme mit gleichem Gewicht. Die Götter wurden von jeher als Gemeinschaft gesehen, denn nur eine Gemeinschaft ist stark. Vorstellungen im Laufe der Zeit findet ihr hier Evolution der Götter – Wandel der Götter. So sind auch die Beziehungen zwischen den Göttern, ob durch Verwandtschaft oder Heirat die Herstellung von Bindungen, die in der Vorstellung der germanischen Völkerschaften zentral war. Als Skadhi den durch die Asen verschuldeten Tod ihres Vaters rächen wollte bot man ihr die Heirat mit einem Asen an, um Ihre Forderungen zu befriedigen und zugleich auch in die Gemeinschaft der Götter einzubinden. Diese Ausschmückungen der Verhältnisse zueinander findet man in der Edda und anderen Quellen.

Die Gemeinschaft als Quell der Stärke

>Aus der Gemeinschaft erwächst Stärke. Nur in einer Gemeinschaft kann man überleben gegen die feindliche Umwelt und unvorhergesehene Schicksalsschläge. Ein einzelner Halm kann; brechen, aber ein Bündel widersteht selbst dem stärksten Sturm. So stehen die Götter zusammen, als eine Familie.

Die Gemeinschaft, als Ergänzung der Talente

Eine Herausforderung gemeinsam bestreiten. Bei dem Diebstahl des Thorshammers, wie er in der Thrymskvidha erzählt wird, stehen sich die Götter gegenseitig bei. Freya leiht Thor ihr Falkengewand, um es Lokis zu ermöglichen ins Land der Riesen zu fliegen. Erst die gegenseitige Hilfe und das Vertrauen ermöglichen es Thor seinen Hammer wiederzuerlangen und die Riesen zu besiegen. Thor ist der Beschützer von Asgard und Midgard, während er unterwegs ist wacht Heimdall Tag und Nacht. Es ist Thors Macht, Odins Weisheit, Friggas Voraussicht, Freyas Leidenschaft, die die Wälle von Asgard unüberwindlich machen. Die vereinten Kräfte aller macht ihre Stärke aus. So sind es immer die verschiedenen Talente, die sich ergänzen, die die Asen und Wanen zu einer Familie macht.

Die Gemeinschaft als gelebte Akzeptanz

In einer Gemeinschaft kommt es immer zu Konflikten, die aber friedlich beigelegt werden. Man hat eine Übereinkunft, wie man miteinander umgeht. Jeder, der das Vergnügen hatte in einer großen Familie aufzuwachsen weiß wie man sich vor allem unter Geschwistern streitet, aber immer gegen andere zusammenhält. Vor allem aber stellt man sich gegen jede Bedrohung von außen vereint. Die Unterschiede von Thor und Odin sind ja Inhalt von manchem Lied der Edda, aber immer stellen sie die Gemeinschaft über jegliche Differenzen. Thor geht den direkten Weg und man sieht ihn kommen, während Odin mit Scharfsinn und Inspiration sich einschleicht und so zu seinem Ziel kommt.

Die Gemeinschaft als Verpflichtung

Die Asen und Vanen sind durch den Friedensschluss nach dem ersten Krieg eine unteilbare Einheit. Dafür steht das spucken aller in den Kessel. Jeder hat etwas von sich gegeben, ähnlich der Stiftung einer Blutsbruderschaft, bei der man das Blut vermischt.

Es ist eine Verpflichtung aller für einander einzustehen.

Die Gemeinschaft überwindet Unterschiede

Viele der Götter haben eine Herkunft von den Riesen oder sind wie im Falle von Skadhi sogar Riesen, aber indem sie Teil der Gemeinschaft sind oder werden sind sie alle sich gegenseitig verpflichtet. Riesen sind ungebundene Kräfte, deren Loyalität man sich nie sicher sein kann. Sie müssen nicht feindlich sein, aber sie habe auch keinerlei Verpflichtung. Wenn man in die Familie der Asen aufgenommen ist man Teil mit allen Verpflichtungen und Vorteilen, die daraus erwachsen. Die Asen und Vanen wurden durch den Frieden auch zu einer einzigen Familie. So gehen auch wir Menschen einen Bund ein, wenn wir dem Ruf der Götter folgen.

Die Gemeinschaft als Versammlung von Gleichen

Jeden Tag treffen sich alle Göttinnen und Götter am Fuße von Yggdrasil um gemeinsam Thing zu halten. Jeder hat eine Stimme, jeder wird gehört und gemeinsam beraten sie eine Lösung. Jeder bringt die persönlichen Erfahrungen und Fähigkeiten ein.
So ist das Thing der Götter die älteste Volksabstimmung.

Die Gemeinschaft geschlossen, aber offen

Das Pantheon der Asen ist eine Gemeinschaft, die zusammensteht, aber offen für andere, die aufgenommen werden können. So wie die Asen und die Vanen zu einer Familie zusammengewachsen sind, wie Skadi in ihre Reihen aufgenommen wurde. Sie sind einem Gefäß gleich, welches nach außen abgeschlossen ist, aber das nie voll ist und in das immer noch mehr hineingefüllt werden kann.

Die Gemeinschaft schützt die Menschen

Der Ruf der Götter (manche sprechen vom süßen Ruf der Asen) hat uns zusammengebracht und Menschen aus ganz Midgard werden angenommen und von den Göttern und aufgenommen in die Gemeinschaft von Menschen und Göttern. Die Formung der Menschen war ein gemeinsamer Akt der Götter. Wir sind die Kinder der Götter. Auch wenn wir uns am Anfang vielleicht nur von einer Göttin oder Gott angezogen fühlen bekommen wir die anderen Familienmitglieder auch mit der Zeit vorgestellt. So entwickeln wir zu allen ein Verhältnis. Es sind die Gaben der Götter, die uns unser Leben voll erleben lassen. So stehen auch wir unter dem Schutz der Götter, mit der Freiheit unser Leben frei zu leben.