Sif und Thor - zwei Formen Göttlicher Kraft
Beziehungen zwischen den Göttern im Asatru
Thors Kraft ist physisch spürbar
Kraft ist nicht immer gleichbedeutend mit physischer Stärke, es gibt viele Formen der Kraft – auch
hinter dem physikalisch-technischen Horizont. Wir alle kennen Thor: Er ist die Kraft die nie versagt,
auf Ihn können wir immer zählen, Er ist unser Freund und ist immer zur Stelle. Er packt an, ohne Umschweife
kommt Er zur Sache und langt hin. Wenn unsere menschliche Kraft nicht mehr ausreicht die Riesen des Alltags
zu überwinden können wir auf Ihn zählen, Er hilft uns.
10 Sack Zement abladen? Kein Problem: Thor hilf mir! und schon ist die Arbeit so gut wie erledigt.
Eine unerreichbar scheinende Aufgabe muss bewältigt werden? Kein Problem: Thor steh mir bei! und schon
geht’s noch mal so gut – in Rekordzeit.
Sif - die sanfte Kraft
Doch es gibt auch Situationen, in denen physische Kraft nicht weiterhilft. Stehen uns in diesen schwierigen Momenten die Götter nicht mehr bei? Haben wir niemanden in Asgard, der uns in diesen Lebenslagen helfen könnte? Doch, es gibt Sie! Und Sie steht unserem Freund Thor sehr nahe: Sif, seine Frau. Sie ist nicht nur die strahlende Korngöttin, die ein wachsames Auge auf unsere Felder hat, Sie ist nicht nur die Güldene, deren Haar bezaubernd funkelt, deren Anmut uns in wunderbarer Weise fesselt. Nein, auch Sie steht uns bei, gibt uns Kraft, sanfte, aber ebenso starke Kraft, wie an diesem persönlichen Erlebnis aufgezeigt:
Ein persönliches Erlebnis
Der Patient sitzt auf dem Behandlungsstuhl beim Zahnarzt, besser gesagt er liegt bereits seit über zwei
Stunden in der Behandlungsposition, es scheint kein Ende nehmen zu wollen. Dank den Errungenschaften der
modernen Medizin muss man heutzutage keine Schmerzen mehr aushalten wie noch vor 50 Jahren: Moderne
Anästhetika nehmen uns den Großteil dieser Qualen. Dennoch sind 16 Einstiche und elf zu behandelnde Zähne
sicherlich kein Zuckerschlecken. Und es ist noch nicht mal die Hälfte geschafft. Das schlimmste aber sind
die Muskelschmerzen im Kiefergelenk und das subjektive Gefühl, dass einem gleich das Kinn herausbrechen wird.
Der Patient versucht sich abzulenken, versucht an schönere Dinge zu denken, sommerliche Landschaften,
saftige Wiesen vor grünen Wäldern, Kornfelder, die sich leicht im Wind wiegen, auf denen sich Sunnas
Schein wiederspiegelt. Da erblickt er Sie: zunächst nur wie ein Schatten, der sich jedoch immer deutlicher
manifestiert. Es ist nicht Eira, obwohl Sie auch anwesend ist: Sie führt die Hand des Arztes, steht der
Zahnarzthelferin zur Seite, passt auf, das alles zum Besten wird, Sie ist halt die beste Ärztin.
Es ist auch nicht Freya, obwohl Sie ebenfalls da ist. Ihr Lächeln, Ihr Beistand ist spürbar, Sie legt Ihre
Lebensfreude in das Herz des Patienten, auch wenn sich dieser gerade auf dem Behandlungsstuhl befindet.
Doch wer lächelt auf dem Feld? Es ist Sif! Ihr güldenes Haar leuchtet strahlender als das gesamte Feld.
Der Patient erkennt die Landschaft wieder: es ist die Gemarkung Dielgentriesch vom Steinbruch aus gesehen,
im Hintergrund der Goldstein, sanft fällt der Hang zum Goldsteintal ab. Und über all dem Sif mit Ihrem
goldenen Haar: „Ich gebe dir Kraft.“ Klar sind Ihre Worte. Sie weiß um unsere Bedürfnisse. Hier hilft nicht
der Hammer Ihres Gatten, die Art Kraft, die Sie verkörpert ist anders geartet, sanft und doch stark.
Sie hebt Ihren linken Arm, streckt die Hand aus. Wie ein warmer Regen im Mai fällt Ihr Segen auf den armen
Patienten auf dem Zahnarztstuhl. Für einen kurzen Moment sind die Schmerzen im Kiefer vollkommen vergessen,
auch die Tatsache, dass der Behandlungstermin noch mindestens weitere zwei Stunden dauern wird. Sif gab Kraft,
Kraft die notwendig war um diese Situation gut – nein: sehr gut – zu überstehen. Danke, holde Göttin.
Sif und Thor – Ihr beide seid unser Segen!
© Dr. Volker Walter, Michael Schütz – Asatru Ring Frankfurt & Midgard –www.asatruringfrankfurt.de
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